Erste Abbildungen kennt man aus dem antiken Ägypten ca. 300 vor Christus. Hier sieht das Ding allerdings mehr wie eine Leier aus und ich finde nicht dass man da eine Gitarre draus erkennen kann. Ca. 300 nach Christus kommt denn ein gitarrenähnliches Instrument zum ersten Mal in Europa vor.
Seit dem Mittelalter kommt so langsam die Gitarrenform zustande. Um 1860 bekam sie dann die heutige Form und Abmessungen. Die noch heute gültige Mensur wurde 1860 von einem Spanischem Gitarrenbauer Namens Torres begründet.
Zur selben Zeit stellte die Firma Martin die ersten Stahlsaitengitarre her. Vorher waren die Dinger mit Katzendärmen bespannt worden.
In den 20er Jahren des 20 Jahrhunderts begann Orville Gibson damit seinen Gitarren, entlehnt aus dem Geigenbau, gewölbte Böden und Decken zu verpassen. Etwas später kamen die von Lloyd Loar eingeführten F-Löcher, ebenso bekannt aus dem aus dem Geigenbau, mit dazu.
All das diente dazu die Dinger lauter zu machen, einsetzbar in die damals aufkommenden Jazzbands. Das Banjo sollte auch in 1. Linie percussiv und, vor allem, laut sein. Auf die Spitze trieben es die tschechisch stämmigen Doypera Brüder, die einen Resonator, ähnlich dem Prinzip des Grammophons ersannen, und in ihre National- und Dobro Gitarren einbauten.
War zwar lauter aber immer noch nicht wirklich laut. Jedoch mit den
Stahlsaiten ließ sich eine Menge machen, da diese ja magnetisch waren.
So um 1925 herum experimentierte ein Herr George Beauchamp mit einem Magnet-Tonabnehmer, den er aus seinem Plattenspieler ausbaute. Außerdem ließ er dazu den bis dato üblichen Resonanzkörper weg und spielte also eine Solid Body.
Die erste serienmäßige Solid Body war dann eine s.g. „Lapsteel“, eine, im sitzen zu spielende, Hawaiigitarre. Erdacht und hergestellt von Firma Rickenbacker. Die Musik der Südsee mit ihren etwas zuckrigen Glissandotönen war damal d e r Renner, zumindest in den USA. Das war in den 1930er Jahren.
Auch Gibson sprang auf den Tonabnehmer-Zug auf und versah eines seiner Jazz Gitarrenmodelle mit einem Pickup. Das Modell nannte man „ES 150“. E für elektrisch( Tonabnehmer), S für spanisch (Resonanzkörper) und 150 weil sie 150 Dollar kostete.
Ein Glück, ohne dieses elektrifizierte Instrument hätte man sicherlich nie etwas von Charlie Christian gehört. Und das wäre nun wirklich ganz schrecklich.
Charlie Christian, der als junger, schwarzer, Gitarrist in Benny Goodmans Band spielte und mit 27 an TBC verstarb, war das Beste was der Jazzgitarre passieren konnte. Unglaubliche, bläserartige Linien, virtous, mit tollem Ton und nie gehörter Phrasierung. Und laut war er außerdem.
Auch andere Hersteller elektrifizierten ihre Instrumente. Alle hatten aber eines gemeinsam: sie waren akustische Gitarren, die, mit einem dieser neuartigen Tonabnehmer versehen, konstruktionsbedingt sehr stark zur Rückkopplung neigten. Was die Lautstärke dann naturgemäß wieder begrenzte.
Und dann gab es da Leo Fender. Eigentlich Radiotechniker aus Fullerton in Kalifornien, der sich in erster Linie um Verstärker kümmerte, also erfand, verbesserte, reparierte. 1948 hatte Leo die Idee eine Vollholzgitarre, also ohne den bis dahin üblichen hohlen Resonanzkörper zu bauen.
Einfach ein Brett, einen, vom Besitzer selbst zu wechselden, Hals anzuschrauben, einen, von ihm entwickelten Tonabnehmer rein und fertig. Davor hatte er jahrelang mit Lapsteels gearbeitet, aber das Ding, was später „Nocaster“ dann „Broadcaster“ und schliesslich „Telecaster“ genannt wurde war ein Bombenerfolg.
Endlich wurde man als Gitarrist gehört!
Man kann sagen die Telecaster ist eigentlich die Urmutter aller elektrischen Gitarren, wird heute noch unverändert produziert und erfreut sich größter Beliebtheit. Ein sehr universelles Instrument. Jazzer wie Ted Greene, Fusionhelden wie Mike Stern, Bruce Springsteen und so ziemlich jeder Country Gitarrist spielen sie. Und auch ich mag sie so gern dass ich selber ein paar davon mein eigen nenne. Leo Fender war, glaube ich, ein schräger Vogel. Total unmusikalisch und eigentlich immer nur auf der Suche nach einem möglichst klaren Gitarren Ton den er seiner geliebten Country Music mit auf dem Weg geben wollte.
Wenn man sich dann mal in Erinnerung ruft was Jimmy Hendrix mit Fenders Gitarren trieb, so kann man vermuten das es Leo eher nicht so sehr gefallen hätte.
Der unerwartete Erfolg der Brett-Gitarre von Leo Fender brachte Gibson auf dem Plan. In Zusammenarbeit mit dem genialen Gitarristen und ebenso genialen Tüftler Les Paul, der eigentlich Lester Polfus hieß und auch unter dem Namen Rhubarb Red firmierte, brachte Gibson 1952 die Les Paul auf den Markt. Mr Polfus hatte schon viele Jahre früher versucht Firma Gibson von seiner Idee einer Solid Bbody zu überzeugen, ist aber mit seiner Ausführung der Solid Body, die von Gibson verächtlich als „the broomstick“ bezeichnet wurde, abgelehnt worden. 1952 jedoch besann man sich eines Besseren und hatte mit dieser Gitarre einen sehr großen Erfolg. Auch dieses Instrument wird heute nahezu unverändert produziert und ist eine der Meilensteine der Gitarristik.
2 Jahre später, 1954, kam denn die nächste große Erfindung von Leo Fender auf den Markt, die Fender Stratocaster. Völlig neuartiges, ergonomisch-futuristisches Design, neues Pickup Layout und vor allem ein Tremolo System machen diese Gitarre zu einem absoluten Klassiker.
1958 legte Gibson wieder nach und brachte einen neuen Tonabnehmer auf den Markt, den Humbucker, der die Nebengeräusche erheblich reduzierte und erfand mit der ES 335 auch einen neuen Typus Gitarre, die sogenannte Semiakustische Gitarre. Eine elektrische Gitarre mit einem dünnen, fast hohlen Korpus.
Dann gab es kein Halten mehr. Die Zubehör Industrie erwuchs zur Größe. Diverse Hersteller wie Marshall, Hiwatt, VOX usw. stellten immer größere und raffinierte Verstärker vor und auch der Bereich der Effektpedale nahm hier seinen Anfang. Das WahWah, das Tremolo, das Delay und die anderen Helferlein, all das Erfindung dieser Zeit.
So richtig viel ist seitdem nicht passiert. Klar, es gibt andauernd neues Zeugs auf dem Markt und vieles ist nicht ganz schlecht, aber eigentlich reduziert sich alles immer noch auf die Tele, die Strat, die Les Paul und die ES 335. Auch wenn die Anzahl der Gitarre produzierenden Firmen heute unglaublich hoch und die Instrumente zum Teil absurd teuer scheinen, irgendwie versuchen doch alle nur die Ziele von damals zu erreichen. Nicht immer mit Erfolg.
Diese Ausstellung ist all den tollen Gitarren gewidmet deren Klang und Möglichkeiten die Musikgeschichte im nie dagewesenem Maße verändert hat.
Klar man kann sagen Hendrix, McLaughlin, Clapton, Beck, Carlton oder Scofield und so weiter, das waren und sind Genies die niemand an ihrem Tun hätte hindern können. Mag sein, aber das Mahavishnu Orchestra mit einer Wandergitarre dargeboten oder Hey Joe auf einer Dobro… Wie würde wohl Steve Vai auf einem Banjo klingen?
Ich weiß leider nicht ob das Werkzeug des Künstlers in anderen Bereichen der Kunst eine so große Rolle spielt. Gibt’s z.B. einen Hype um Picassos Pinsel oder Rembrandts Farben? Welchen Meißel benutzte Rodin? Mit welcher Art von Tinte schrieb Goethe den Faust, der Lieblings Stift von Günter Grass kennt den jemand? Oder der Objektivdeckel von Andreas Gurskys Lieblings Kamera? Ist der wichtig?
Bei uns Gitarristen ist das etwas anderes und auch nur bei Gitarristen. Natürlich es gibt Selmer und Keilwerth für die Saxophonisten, Bösendorfer und Steinway für den Pianisten aber die geradezu symbiotische Verbindung mit dem Instrument, die gibt es nur bei Gitarristen.
Ich bin sehr froh und glücklich in Johanna und Frank mit seiner Frau Ulrika drei passionierte Menschen gefunden zu haben, die mit mir zusammen Gitarren als das präsentieren was sie sind: Kunstwerke